Es war einmal vor vielen vielen Monden. Da versprach ich den 3. Teil der Sommertour. Nun nähert sich schon 2017 dem Ende und auch in diesem Jahr habe ich mit meiner Honda viel erlebt was hier irgendwann sicherlich niedergeschrieben wird. Aber verprochen ist versprochen, also hier gehts nun endlich endlich weiter mit der Geschichte.
Raus aus Paris und im Navi den Bodensee angepeilt. Klar, nicht mehr an dem Tag. Getankt gefahren, geraucht, getrunken, gegessen, gefahren, So langsam neigte sich die Sonne am Horizont, noch war Zeit, mein Navi war noch neu und auf die Idee, mal Unterkünfte und Campingplätze darüber zu suchen, kam ich damals noch nicht. Das sollte sich schon bald rächen.
Ach der nächste Gasthof ist meiner, dachte ich, aber egal wo ich hielt und fragte, voll, belegt, geschlossen und so fuhr ich immer weiter in die südliche Champagne, nur dem Navi folgend ohne wirklich zu wissen wo ich war.
Mein Tipp an der Stelle plant eure Tour besser als ich, einfach drauflos fahren kann auch ok sein, aber orientiert euch nicht nur am Navi, besorgt Euch Infos, schaut online in OpenStreetmap oder Google maps wo Ihr wart, seit und hin wollt, kauft euch Straßenkarten, zeichnet dort eure Strecken ein. Es ist einfach nicht toll, später nicht mehr wirklich zu wissen, wo ihr wart, welches Foto wo geschossen wurde. Hebt euch Camping-, Speise- und Tankquittungen auf. So ist eine Tour auch später wieder nachzustellen und die Erinnerung ist so einfach mal viel schöner.
Es wurde so langsam dunkel, nun aber schnell, der nächst größere Ort wird ja noch irgend ein Hotel haben, aber nix. Und überhaupt, wieso ist die Straße so dunkel? Was ist mit meinem Licht? Fernlicht an, alles hell erleuchtet, Fernlicht aus, Zappenduster. Hey die Sonnenbrille hab ich doch schon längst abgenommen. Verdammt, das Abblendlicht ist kaputt, was da noch leuchtet sind die Positionslichter. Und immer noch keine Unterkunft. Ein Motel mit automatischem Login per Kreditkarte, voll. Eine Pension, da war mal eine Pension…… Und so stand ich schließlich im Dunkeln, irgendwo verlassen in einem doch fremden Land und wußte nicht mehr weiter. Motorrad an den Straßenrand und im Schlafsack bis morgen durchhalten? Bisschen unheimlich war das schon, was weiß ich was hier für Getier nächtlich umherstreift. Nee nicht wirklich ne Option, irgend einen Ausweg muß es geben. Ok da kam ein Auto die Straße, Daumen raus und zum Glück sprach der Fahrer etwas deutsch, mit meinen Brocken english dazu konnten wir uns doch ganz gut verständigen. Lange Rede, kurzer Sinn, er eskortierte mich zu zwei Hotels, leider auch nur die wo ich schon erfolglos war. Ich der Verzweiflung nahe, bot mir Jean Pierre, so hiess er, schließlich ein Bett in seinem Haus an. Klar ganz wohl war mir auch dabei nicht, aber hey was solls, wird schon schief gehen. Nach 20 Minuten, dann am Haus. Motorrad in die Garage und erstmal ein paar Gläser Wein, Zigaretten und ich erfuhr, er hat eine Tochter, die irgendwo in Norddeutschland lebt, darum konnte er auch so ein bisschen deutsch. Seine Frau lebt nicht mehr und so hat er ein Haus alleine und ich bekam im grunde eine Gäste-Etage für mich, heisse Dusche, frisch bezogenes Bett und Frühstück.
Morgens haben wir dann Sicherungen durchgetestet, alles ok, und gehofft, dass es nur die Lampe ist. Urlaubssaison hat dann auch noch mal eine längere Suche nach einer Werkstatt erzwungen, aber schließlich, habe ich meine Lampe gewechselt bekommen, und alles war wieder gut.
Weiter gings mit altem Ziel, deutlich erleichtert, die Nacht so gut überstanden und keinen größeren Schaden an der Elektrik zu haben.
Irgenwo hinter Chaumont im Département Haute-Marne fand ich dann einen Zeltplatz, schnell aufgebaut und eine Einladung einer Familie zum Abendbrot angenommen. Wir trugen Bier und Wein und Reis und Zigaretten zusammen und unterhielten uns soweit das möglich war und schauten uns Bilder und Videos meiner bisherigen Tour am Netbook an. Die Kinder waren ganz begeistert von dem Biker aus Allemagne und es war ein schöner Abend.
Am nächsten Tag, wieder so ein doofer Regen. Mittags hellte es etwas auf, also Sachen gepackt und weiter gings. Bei strahlendem Sonnenschein, überquerte ich den Rhein und damit die Grenze zu Deutschland. Es ist doch ein tolles Gefühl, ausser den Straßenschildern sowas kaum noch zu bemerken, wenn kein Grenzer und kein Zöllner die Fahrt aufhält. Und statt rücksichtsvollen französischen Autofahrern auch gleich wieder deutsche Drängler und Sturköpfe auf der Straße.
Weiter gings Richtung Freiburg im Breisgau und zur nächsten Unterkunft. Die ersten Regentropfen hinter Freiburg liessen nicht lange auf sich warten. Wieder war es nicht so einfach was zu finden, schnell getankt und dann überraschte mich der schlimmste Regen, den ich bisher auf dem Mopped erlebt hatte. Es prasselte nur so runter, es war kaum was zu sehen. Und keine Pension, in der ich noch unterkommen konnte. Ein paar Tipps von Ortskundigen führten mich vorbei am Hofgut Himmelreich. Wie auf dem Präsentierteller an der Bundesstraße. Ok überall wird die Chance größer sein als hier, dachte ich. Die Lage, die Ansicht, der Name, andererseits, wenn ich schon mal hier bin, fragen kostet ja nix. Und tatsächlich hatten Sie noch ein Zimmer und das durchaus bezahlbar. Die Rezeption entschuldigte sich auch gleich, dass eines der Fenster im Zimmer zur Bundesstaraße raus gehe und darum geöffnet recht laut sein könnte. Hey ich bin Berliner Straßenlärm gewöhnt. Und das zweite Fenster ging zum Hof, also alles gut.
Ich war also im Himmelreich und fühlte mich auch so!
Das Hofgut ist übrigens eine Integrationsarbeitsstelle. Tolle Idee, sollte sich viel mehr rumsprechen solche Arbeitsmodelle.
Geduscht, und ab ins Wirtshaus, Schnitzel und zwei große Bier und ich war mit dem Tag versöhnt. Promt lernte ich noch einen Biker aus Göättingen kennen, Dirk mit Vornamen wie ich und wir beschlossen irgendwann am nächsten Tag einfach gemeinsam weiter zu ziehen.
Und wie es aussieht, wirds wohl auch noch einen 4. Teil meiner Sommertour 2016 geben. Dann erzähle ich von einem Ort, den jeder „in“ Deutschland kennen sollte der schon mal Linux installiert hat. Und dann ist aber wirklich Schluß mit dem vergangen Jahr. 2017 muß ja schließlich auch noch nieder geschrieben werden.